Kartoffeln bis zum Gehtnichtmehr!

Kolumne September 2018

Mittlerweile lebe ich schon seit sieben Wochen in Neuseeland. Bald sind Frühlingsferien und es wird immer wärmer, denn während Sie in der Schweiz Ihren Sommerferien nachtrauern, rücken hier die heissen Tage und somit die Barbecues näher.

 Der August begann mild. Hier unten hat die Sonne nämlich eine immense Kraft. Kaum ist sie da, fühlt man sich in seiner Winterjacke wie in der Sauna. Das Wetter am Meer ist unberechenbar: Plötzlich regnet es, und wenn es hier einmal schüttet, dann gleich richtig.  Ans Wetter gewöhnte ich mich jedoch schnell: Schon nach wenigen Tagen lief ich zu Hause auch abends in Shorts und Flip-Flops herum, was besonders meine Gastmutter zum Staunen brachte.

​Die Ernährungsumstellung fiel mir um einiges schwerer als die klimatische. Meist beginnt der Tag mit einem Müesli oder zwei Scheiben Toast. Danach packe ich Sandwich, Apfel, Kiwi und Getreideriegel ein und ab geht’s zur Schule. Die Neuseeländer sind gerne draussen, daher gibt es an meiner Schule auch keine Mensa. Der Schulkiosk offeriert aber für 2.50 Dollar Fertignudeln, die sich jeweils perfekt als Notlösung eignen, falls man seinen Lunch vergessen hat. Nach dem Schulunterricht treffen sich viele in einem der vielen Fastfood-Restaurants. - Für jeden, der sein Hüftgold ausbauen möchte, ist etwas dabei. Zum Abendessen gibt es meistens Kartoffeln in Form von Pommes Frites oder Hash Browns mit Fleisch oder Fisch. Ausser Erbsen und Mais ist Gemüse eher rar. Um in Neuseeland nicht nur eine einjährige Kartoffeldiät zu machen, gehe ich jetzt jeweils beim Wocheneinkauf mit und besorge mir die nötige Portion Grünfutter. Ich möchte damit in keiner Weise sagen, dass das Essen nicht schmeckt. Das Problem ist eher, dass ich noch nie ein Kartoffelliebhaber war.

​Da in Neuseeland ständig Erdbebengefahr herrscht, gibt es an meiner Schule jeweils Prüfungswochen, wo man sogenannte Mock-Exams schreiben muss. Wenn dann wegen eines Erdbebens die richtige Prüfung nicht stattfindet, zählt einfach das Mock-Exam. Neben diesen Massnahmen werden auch die regelmässigen Fehlalarme als Evakuierungsübungen genutzt.

​An neuseeländischen Schulen wird auch der Zusammenhalt grossgeschrieben. Zweimal im Monat haben wir ein Assembly. Dies ist eine Versammlung der ganzen Schülerschaft, bei welcher Unterhaltung im Vordergrund steht. Von Tanzeinlagen bis Reden vom Schuldirektor über seinen Nebenjob als Feuerwehrmann ist alles dabei. Geschlechtertrennung ist für das Waimea College auch wichtig: Beim Assembly sitzen Mädchen auf der linken und Knaben auf der rechten Seite. Wir dürfen nicht einmal denselben Eingang benutzen.

​Dank einer Lehrerweiterbildung geniesse ich momentan ein verlängertes Wochenende. Nächste Woche steht ein River Rafting-Ausflug an und danach ein dreitätiges Wanderlager. So macht Schule Spass!

​Veröffentlicht im Wohler Anzeiger / Bremgarten Bezirksanzeiger am 14. September 2018