Ein Schwede im Reisepech

Kolumne August 2018

Der 16. Juli war ein besonderer Tag - der Tag meiner Abreise nach Neuseeland. Mehrmals musste ich daheim mein Gepäck umpacken, bis die Waage nur noch 30 kg anzeigte, was sich für einen Jahresvorrat an Kleidern als eher dürftig erwies. Noch schnell Freunden und Familie Adieu gesagt und schon sass ich alleine im Flugzeug Richtung Arabische Halbinsel.

In Dubai traf ich auf die Reisegruppe meiner Austauschorganisation, mit welcher ich dann nach Sydney weiterflog. Dieser 13-stündige Flug war recht happig. Schlafen konnte ich in der Zeit nicht besonders viel, denn ich sass ganz aussen und hatte zwei Damen mit Blasenschwäche neben mir. Obwohl wir alle müde in Sydney ankamen, ging das Sightseeing-Programm sofort los, denn schliesslich war in Australien bereits wieder Tag. Wir besuchten die Oper, einen Zoo, den Sydney Tower und die Chinatown.

​Nach vier Tagen Australien ging es weiter nach Auckland. Wir mussten mitten in der Nacht aufstehen, um rechtzeitig am Flughafen zu sein. Die bevorstehenden drei Stunden Flugzeit waren jetzt natürlich ein Zuckerschlecken. In Auckland angekommen, waren wir auf uns allein gestellt. Für mich und eine Kollegin hiess das: Noch ein Inlandflug nach Nelson und wir wären am Ziel! Wegen Unwetter wurde unser Flug aber auf den nächsten Morgen verschoben und man schickte uns in ein Hotel. So kurz vor dem Ziel und dann das! Alleine in einem feudalen Zimmer für vier Personen zu nächtigen, war aber durchaus angenehm. Aus Angst den Flieger zu verpassen, weckten wir uns um 03:15 Uhr gegenseitig per Telefon. Nach einer kurzen Busfahrt waren wir wieder am Flughafen. Zwar viel zu früh, aber wenigstens klappte es beim zweiten Anlauf.

​In Nelson wurde ich von meiner Gastfamilie begrüsst. Zuerst erkannte ich meine beiden Gastschwestern kaum, denn auf dem Foto, das ich vor ein paar Monaten bekommen hatte, sahen sie ganz anders aus. Da der Schulbetrieb schon am Folgetag losging, musste ich mich sofort um die Schuluniform und Lederschuhe kümmern. Glücklicherweise haben hier alle Läden auch am Sonntag offen. Während man in Sydney vom Winter überhaupt nichts spürte,äusserte sich Petrus in Neuseeland etwas anders. Bitterkalte Nächte und Regen begrüssten mich herzlich. Doch diese Umstände sind den Kiwis relativ egal: Die Schuluniform beinhaltet nur kurze Hosen und Heizungen findet man hier praktisch nirgendwo. Mein Gastvater meinte sowieso, dass ich mich als Schwede ja noch viel kältere Temperaturen gewöhnt sei. Ja, Sie haben richtig gehört! Auch in Neuseeland gelten die Schweiz und Schweden als ein Land.

​Der 1. August war natürlich die perfekte Gelegenheit meiner Gastfamilie diesen Unterschied zu verdeutlichen. Im Schweizer Nati-Trikot kochte ich für meine Gastfamilie «Älplermagronen». Doch wirklich gebessert hat sich die Situation immer noch nicht. Fragen über Schweden ignoriere ich mittlerweile einfach. Ein ganzes Jahr sollte aber reichen, um den Kiwis dies auszutreiben.

​Veröffentlicht im Wohler Anzeiger / Bremgarten Bezirksanzeiger am 14. August 2018